Nach den verschiedensten Berichten im Mindener Tageblatt in der Vergangenheit haben wir im Kirchenvorstand lange einen Kurs der Zurückhaltung vorgezogen. Schließlich haben wir uns aber dazu entschieden, zu einigen Berichten Stellung zu nehmen.
Vor allem, weil der jüngste Bericht vom 24. Juni 2023 bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Alten- und Pflegeheimes St. Michaelshaus Sorgen und Verunsicherungen hervorgerufen und Ängste erzeugt hat. Stellung nehmen möchten wir nicht gegenüber der Zeitung, sondern Ihnen gegenüber – den Mitgliedern unserer Gemeinden im Pastoralen Raum Mindener Land und den geschätzten Gästen aus den umliegenden katholischen Gemeinden, die regelmäßig unsere Gottesdienste besuchen und die Pfarrnachrichten lesen.
Seit geraumer Zeit gibt es immer wieder Artikel unterschiedlicher Autoren, die leitende Personen und Gremien der katholischen Kirche in Minden eines Fehlverhaltens bezichtigen. Das jüngste Beispiel ist der bereits erwähnte Text vom 24. Juni 2023 mit der Überschrift „Unklare Finanzgeschäfte der Domgemeinde“. Wie weit Medien ihre journalistische Freiheit bisweilen überdehnen, haben mir die sorgenvollen Anrufe aus dem Michelshaus in der Folge dieses Artikels gezeigt: Die Menschen, die dort arbeiten, machten sich wegen dieses Artikels Sorgen um den Fortbestand der Einrichtung und somit um ihren Arbeitsplatz.
Worum ging es bei dieser Angelegenheit im Kern? Die Domgemeinde hat Geld, für das sie andernfalls Negativzinsen hätte zahlen müssen, über den Verein „Freunde der Domgemeinde“ an das Michaelshaus verliehen. Die Finanzierung über den freien Kapitalmarkt wäre für das Michaelshaus teurer gewesen. Im Vordergrund stand für den Kirchenvorstand stets die Kontrolle des eigenen Vermögens sowie das Bemühen, die Zukunft des Michaelshauses unter dem Dach der Domgemeinde zu sichern. Mittlerweile und zu unserem Bedauern wissen wir, dass das Erzbistum diese längst abgeschlossene Angelegenheit nicht genehmigt hätte. Viel wichtiger ist aber die Botschaft des Bistums gegenüber der örtlichen Zeitung: Niemand hat sich bereichert und es ist kein Schaden entstanden. All das ist auch in dem Artikel der örtlichen Presse enthalten. Die Wahl der Überschrift und die Wortwahl des Autors aber suggerieren einen Finanzskandal sondergleichen.
Die fatale Wirkung des Artikels wird durch den Kommentar des Chefredakteurs in der gleichen Ausgabe noch verschärft. Der Chefredakteur wünscht sich eine Auskunftspflicht für die Kirchen, schließlich gehe es um Kirchensteuermittel. Sachlich zeigt sich hier lediglich, dass die Redaktion und ihre Spitze weder etwas von der Finanzierung von Altenheimen noch von der Herkunft finanzieller Mittel der katholischen Kirche verstehen. Der Kommentar erweckt den Eindruck, eine Auskunftsverweigerung sei etwas althergebrachtes typisch Kirchliches, was weg müsse. Tatsächlich ist das Auskunftsrecht der Presse immer wieder Streitpunkt vor Gericht. Und gerade zur Auskunftspflicht von Kirchen hat das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen erst 2021 den Auskunftsanspruch einer Journalistin gegenüber dem Erzbistum Köln verneint (Urteil vom 19.01.2021, Az. 15 A 3047/19).
Es wäre müßig, auf die vielen Berichte der vergangenen Monate einzugehen. Mir stellt sich jedoch die Frage: Warum legt die Zeitung bei den Kirchenaustritten ein besonderes Augenmerk auf die katholische Kirche, im Verbreitungsgebiet des Mindener Tageblattes eine Minderheit von weniger als 10% an der Bevölkerung? Fakt ist, dass mit Ausnahme des vergangenen Jahres von 2011 bis 2021 die Mitgliederverluste der evangelischen Kirche um 30% größer waren (Quelle: Deutsche Bischofskonferenz und Evangelische Kirche Deutschland), aber das wird durch das Spiel mit absoluten und Prozentzahlen im MT verschleiert. Fakt ist auch: Jeder Verlust tut weh!
Als zweites möchte ich noch kurz auf eine Ausgabe des Newsletters des Chefredakteurs eingehen. Unter der Überschrift ‚Post von Piel‘ ging es in der Ausgabe vom 23.03.2023 um die Todesanzeige für Propst i.R. Jakobi, für die die Domgemeinde dem Verlag und Arbeitgeber des Chefredakteurs mehr als 1.000 Euro bezahlt hat. Es ist für mich sehr befremdlich, für diesen Text, der im Wesentlichen noch nicht mal von mir stammte, öffentlich auf diese Art und Weise gescholten zu werden. Es gab einen Vorschlag für die Formulierung und Gestaltung der Todesanzeige, auf den wir uns im Patoralteam gemeinsam geeinigt haben.
Bei all diesen schwierigen Themen erinnere ich mich voll Dankbarkeit an meinen Religionslehrer am Gymnasium, der uns mit folgender Anekdote den Unterschied zwischen Wahrheit und Wahrhaftigkeit gelehrt hat: ‚Pressekonferenz im Vatikan: ein Kardinal steht als Gesprächspartner zur Verfügung. Ein Journalist fragt: „Herr Kardinal ist es richtig, dass der Vatikan an sieben römischen Großbanken beteiligt ist?“ Antwort des Kardinals: „Nein!“ Das entspricht der Wahrheit, aber nicht der Wahrhaftigkeit, da der Vatikan an acht römischen Großbanken beteiligt ist.‘
Sie haben Fragen dazu? Sprechen Sie mich an!
Ihr Roland Falkenhahn, Propst